Ich würde Dir größtenteils zustimmen, bis auf einen Punkt:
Ich würde nicht wegen jedem Scheiß eine Anzeige erstatten. Damit begibt man sich doch aus dasselbe Niveau wie die Polizei-Beamten-Rentner, die man ja eigentlich so verachtet
Beim sofortigen Anwalt nehmen stimme ich zu. Aber da sollte man auch nicht irgendeinen nehmen, sondern möglichst einen, mit dem andere schon gute Erfahrungen gemacht haben und der eventuell auf Verkehrsrecht spezialisiert ist. Da spreche ich aus eigener Erfahrung:
Mir ist mal eine 18-jährige Linksabbiegerin mit Muttis Auto in die Seite meines Civics gedonnert, als ich die Kreuzung überqueren wollte. Ich dachte: Kein Problem, Du hattest ja Vorfahrt - eine ziemlich eindeutige Sache.
Dann kam die Polizei (nachdem ich 1,5 Stunden bei -4 Grad am Unfallort gewartet hatte) und die junge Dame erzählt, sie hätte einen grünen Abbiegepfeil gehabt.
Darauf der Poliist zu mir: Na dann müssen Sie ja bei Rot gefahren sein.
Ich: Ääääh, Moment! Ich hatte aber grün.
Er: Mir egal, ich trag Sie hier erstmal als Schuldigen ein und den Rest können sie ja vor Gericht klären.
Ein Monat später flattert ein Schreiben ins Haus: "Rotlichtverstoß mit Unfallfolge - 150€ und 3 Punkte"
Ich: Nee, nee! Ich nehm' erstmal nen Anwalt und dann wird das geklärt.
Leider war mein Anwalt eine totale Flasche, aber das fiel mir erst bei der Gerichtsverhandlung auf.
Die Kleine hatte ein halbes Jahr ihren Führerschein und noch zwei Zeugen im Auto (16 und 17 Jahre alt). Alle drei haben was anderes erzählt (sie hätte vorher angehalten, sie wäre direkt durchgefahren, ...) - Ich schon gedacht: Na also, sieht man doch, dass die Mist erzählen.
Ich hatte ja auch meine Freundin im Auto, die das alles bestätigen konnte.
Die Kleine war sehr aufgeregt und das muss in der Richterin Muttergefühle geweckt haben. Jedenfalls war ich plötzlich der böse Raser, der bei Rot mit überhöhter Geschwindigkeit das Auto der jungen Dame gerammt hat. Mein Hinweis, dass sie mein Auto getroffen hätten und nicht umgekehrt wurde nicht beachtet.
Urteil: "Rotlichtverstoß mit Unfallfolge - 150€ + 3 Punkte"
Eine Woche später flattert ein Schreiben des Anwalts ihrer Familie ins Haus, dass sie mich auf Schadensersatz verklagt. Anbei diverse Gutachten (der Brief war so dick wie ein Buch). Schadenssumme: mehrere 1000 Euro. Sie hatte allerdings nur ne kaputte Stoßstange. Aber das war ja nicht mal so schlimm - dafür gibt's ja die KFz-Haftpflichtversicherung.
Aber der Kracher war dann: Ein halbes Jahr später bekommt meine Freundin eine Anzeige wegen "uneidlicher Falschaussage". Denn wenn die Kinners in der anderen Karre Recht hatten, dann muss sie ja gelogen haben.
Naja, kurzum: Noch mehr Anwaltsbesuche, Anwaltskosten, die nicht von der Rechtsschutz übernommen wurden, eine Gerichtsverhandlung, 2500€ Strafe und meine Freundin ist jetzt vorbestraft.
Vielen Dank, deutsches Rechtssystem!
Von der ganzen Kohle, die dabei verbraten wurde,hätte ich mir inzwischen nen halben Integra kaufen können.
Wie sagt man so schön? Recht haben ist eine Sache, Recht bekommen eine ganz andere.
Sorry, dass ich jetzt auch nochmal so viel geschrieben habe, aber als ich Schleuders Ausführungen gelesen habe, kam bei mir der ganze Kram auch wieder hoch...
EDIT:
Ich hab damals (ist jetzt 3 Jahre her) echt überlegt, ob ich mir zwei Kumpels schnappe, wir uns Hassmasken überziehen und denen einen Besuch mit nem Baseball-Schläger abstatten und mal schauen, wie das durch meine Versicherung restaurierte Auto nach einer ausführlichen Behandlung aussieht. Und wenn uns dabei die Fahrerin oder einer der beiden Beifahrer über den Weg läuft - auch gut.
Aber das war nur der erste Gedanke, nachdem meine Frau verknackt wurde. Ich bin ja im Grunde ein sehr friedlebender Mensch.
Naja, was soll's. Inzwischen sind die Ratenzahlungen an die Justizkasse beendet und die Vorstrafe sollte jetzt auch irgendwann verjähren...
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Ich könnt' immer noch kotzen, wenn ich daran denke!